Klavierissimo im Sommer - Beatrice Berrut

Programm

Wolfgang Amadeus Mozart (1756 – 1791) – Fantasie c-moll KV 475 (1785)

Franz Liszt (1811 – 1886)
La Lugubre Gondola (1882)
Le Triomphe funèbre du Tasse (1866)
Fantasie und Fuge über B-A-C-H (1870)

Thierry Escaich (*1965) – Jeux de Doubles (2001)

Franz Liszt – Csárdás macabre (1882)

Früh schon prägt der wundersame Klang des Klaviers ihre Vorstellungskraft, gibt es – dank ihrer Mutter – doch keinen Abend wo beide Schwestern nicht zu den Melodien von Schumanns Kinderszenen oder Mendelssohns Liedern ohne Worte einschlafen. Von der Klangwelt der großen schwarzen Holzkiste, die schöne und ausdrucksvolle Harmonien erklingen lässt, fasziniert, nimmt Beatrice Berrut mit 8 Jahren ihren ersten Klavierunterricht. Sie übt mit großer Neugier und Beständigkeit, denn eine neue Welt, abseits von Schule und Alltag, will erkundet werden. Wenige Jahre später wird sie vom Klavierklang völlig vereinnahmt: Beatrice hört das erste Mal das zweite Klavierkonzert von Johann Brahms. Es ist ein existentieller, harmonischer Schock, der die Elfjährige dazu bewegt den Kosmos der Musik komplett ihr eigen nennen zu wollen. Beatrice entschließt sich dazu Pianistin zu werden.

Nach unzähligen müßigen Tastenausflügen und zahlreichen Spaziergängen am Ufer des Genfer Sees entdeckt Beatrice die grossen Komponisten und ihre in schwarz-weißen Notensystemen festgehaltenen Gedanken. Liszt – der selbst in der Schweiz Inspiration suchte und sie auch fand – wird zu einem zentralen Charakter in ihrem Leben. Das Vallée d’Obermann ist das Tal, in dem sie selbst aufgewachsen ist, und manchmal scheint es, dass sie während ihrer Wanderungen in den Bergen die tiefe Bedeutung seiner Werke am Horizont schimmern sehen kann.

„Die Kunst des Klavierspiels“, das Buch von Heinrich Neuhaus, setzt den Klangausdruck des Klaviers dem Orchester gleich, einem prächtigen Klangspektrum das harte Hämmer und metallene Saiten vergessen lässt. Ein klangreiches Farbenspiel mit Herz und kühlen Kopf. Neuhaus beantwortet mit dieser Lehre zahlreiche Fragen der jungen Pianistin.

Mit 16 studiert Beatrice bei Esther Yellin in Zürich, mit 19 reist sie nach Berlin, wo sie für mehrere Jahre die Studentin von Galina Iwanzowa wird. Beide Lehrmeisterinnen waren einst selber Studentinnen von Neuhaus. In Berlin feilt die junge Pianistin am soliden Grundgerüst ihrer Technik und entwickelt ihre eigene Klangsprache. Später nimmt sie noch Unterricht bei John O’Conor in Dublin. Als ehemaliger Schüler von Wilhelm Kempff bringt er ihr die reiche Tradition der Deutschen Kantoren bei, was ein neues Licht wirft auf alles, was sie bis dahin gelernt hat.

Beatrice kennt zu dem Zeitpunkt zwar einige grossen Bühnen bereits, sie ist mit 16 die Schweizer Finalistin des Eurovision Contest und mit 20 wird sie von Gidon Kremer zu seinem Festival in Basel eingeladen, aber sie strebt weiter nach einem unverwechselbaren Ausdruck und kühner Interpretation. Beides findet sie. Seitdem reist Beatrice durch Europa und die Welt: für Klavierabende sowie als Solistin mit Orchester bestreitet sie mit Verbündeten in der Musik zahlreiche Konzerte. Darunter finden sich unter anderem die Dortmunder Philharmoniker, Philharmonie Südwestfalen, Orchestra della Svizzera Italiana, Orchestre National des Pays de la Loire. Sie darf bisher die Tonhalle Zürich, den Wiener Musikverein, die Berliner Philharmonie sowie das Tianjin Grand Theatre in China, das Teatro Coliseo in Buenos Aires oder die Preston Bradley Hall in Chicago für konzertante Abende ihre Bühne nennen.

 

 

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