Dienstag 3. Dezember 2019, 19.30 Uhr – Stadthofsaal Uster
lautten compagney BERLIN
Compagnia Marionettistica Carlo Colla & Figli (Milano)
Giustino: Georg Bochow
Arianna: Johanna Knauth
Anastasio/Fortuna: Myrsini Margariti
Leocasta: Julia Böhme
Amanzio/Polidarte: Florian Götz
Vitaliano: Andreas Post
Musikalische Leitung: Wolfgang Katschner
Inszenierung: Eugenio Monti Colla
Einführung mit Blick hinter die Bühne 9.00 und um 10.30 Uhr
Marionetten und Musik in faszinierendem Zusammenspiel
Marionetten! Grosse Marionetten, die auf einer Theaterbühne über dünne Fäden von oben her bewegt werden! Sie können gehen, können gestikulieren, sie bewegen Kopf und Mund und agieren untereinander. Am Dienstag 3. Dezember werden Sie eine ganze Oper von Händel aufführen, erstklassige Opernsänger verleihen ihnen Stimmen und ein ausgewachsenes Orchester begleitet sie.
Alte Musik und altes Handwerk, Bühnen- und Puppenzauber in Einem, das ist das Geheimnis der gemeinsamen Produktion der Lautten Compagney Berlin und des Puppentheaters Carlo Colla e Figli, Milano. Seit über 200 Jahren lässt die Familie Colla die Puppen tanzen. Es sind keine gewöhnlichen Marionetten, sondern märchenhafte Geschöpfe, deren Leben am seidenen Faden hängt.
Die Marionetten brachten früher die Oper aufs Land, die sonst nur den Städtern vorbehalten war. Sie spielten die grossen Opern Verdis, die an der berühmten Scala in Milano gespielt wurden. Carlo Colla e Figli kann man deshalb zu Recht als „Puppen-Scala“ bezeichnen.
Ein Spezialangebot für Schulklassen: Einführung mit Blick hinter die Bühne
Am Vormittag des 3. Dezember kann man sie um 9.00 Uhr und um 10.30 Uhr im Foyer des Stadthofsaals Uster von nahe besichtigen, ihre Gesichter, Hände und Füsse und ihre prächtigen Gewänder bestaunen und zusehen, wie die geschickten Hände der Fachleute der Compagnia Marionettistica Carlo Colla & Figli sie zum Leben erwecken, wie sie erste Schritte tun, in Bewegung kommen, agieren oder sogar miteinander kämpfen. Und ein Blick auf die im Aufbau begriffene, märchenhaft farbige Bühne im Saal wird auch möglich sein. Schauen Sie mit uns hinter die Bühne und tauchen Sie ein in die Welt der Marionetten.
Informationen und Anmeldung bei unserem Sekretariat: Kontakt
Giustino – Die Geschichte
Giustino, ein mutiger Bauernjunge glaubt an sein Glück und zieht in die Welt hinaus. Er kämpft gegen wilde Bären und fünfköpfige Seeungeheuer, rettet beherzt zwei Frauen vor grossem Unglück und gewinnt am Ende des Kaisers Schwester Leocasta.
Diese abenteuerliche Geschichte hat Georg Friedrich Händel vor dreihundert Jahren in eine Oper verpackt. Das Aussergewöhnliche an der Aufführung des „Giustino“ im Stadthofsaal Uster ist die einzigartige Inszenierung mit einem führenden Barockorchester, höchstklassigen Sängerinnen und Sängern und auf der Bühne – mit Marionetten! Die prächtig gekleideten Figuren werden von den Spielern der Compagnia Marionettistica Carlo Colla & Figli überaus kunstvoll geführt und agieren mit überraschend ausdrucksstarker Gestik.
Die Sängerinnen und Sänger leihen ihnen live, in dramatischen Rezitativen wie in innigen Arien ihre Stimme. Unter der Leitung von Wolfgang Katschner setzt die lautten compagney BERLIN (OPUS Klassik 2019) die Partitur Händels mit ansteckender Spielfreude um. Das renommierte Barockensemble lässt Meeresstürme über die Bühne brausen und Liebesdramen hörbar werden. Ein faszinierendes Zusammenspiel von traditioneller Handwerkskunst mit wunderbaren Stimmen und Klängen.
Mit der Oper „Giustino“ veranstaltet Top Klassik Zürcher Oberland einen aussergewöhnlichen Abend, der Augen und Ohren gleichermassen verzaubert.
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[accordion-item title=“Georg Friedrich Händel (1685 – 1759)“]
Georg Friedrich Händel, am 23. Februar 1685 geboren, war ein deutsch-britischer Komponist des Barock. Sein Hauptwerk umfasst 42 Opern und 25 Oratorien, darunter Messiah mit dem weltbekannten Chor «Halleluja». Er komponierte Kirchenmusik für den englischen Hof, zahlreiche Kantaten und Werke für Orchester, sowie Kammer- und Klaviermusik. Händel, dessen künstlerisches Schaffen sich auf alle musikalischen Genres seiner Zeit erstreckte, war gleichzeitig als Opernunternehmer tätig. Er gilt als einer der bedeutendsten Musiker der Geschichte.
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[accordion-item title=“lautten compagney BERLIN“]
Gewinner des OPUS Klassik 2019
in der Kategorie „Ensemble/Orchester“ für das Album „War & Peace | 1618:1918“ mit Dorothee Mields
Die Geschichte der historisch informierten Aufführungspraxis in der DDR ist noch nicht geschrieben – erstaunlich, wenn man bedenkt, dass zwei der heute bedeutendsten deutschen Ensembles zu Beginn der Achtziger Jahre in Ost-Berlin gegründet wurden, die lautten compagney BERLIN und die Akademie für Alte Musik. Während im Westen das Spiel auf historischen Instrumenten vor dreißig, vierzig Jahren unaufhaltsam aus der Nische in die Konzertsäle drängte, war es in der DDR noch nicht Teil der offiziellen Kultur. Wer sich mit derlei befassen wollte, tat das meist neben seiner Arbeit im Orchester.
Wolfgang Katschner und Hans-Werner Apel dagegen waren noch Studenten der klassischen Gitarre, als sie sich an der Ost-Berliner Hochschule für Musik „Hanns Eisler“ trafen und ihr gemeinsames Interesse an Alter Musik entdeckten. Sie vertieften sich in alte Handschriften und Drucke, in Partituren und Tabulaturen, die Komponisten heißen William Byrd, John Dowland, Matthew Locke oder William Lawes. Mit ihren modernen Gitarren kamen sie in dieser Musik nicht weiter. Also besorgten sie sich Lauten und Theorben und legen damit den klanglich intimen und zarten Grundstein für die lautten compagney BERLIN, die heute ein vielfach ausgezeichnetes und eines der weltweit originellsten, aufregendsten, fantasievollsten und vielseitigsten Ensembles Alter Musik ist.
Dass Sänger wie Dorothee Mields, Lynne Dawson oder Simone Kermes immer wieder mit der lautten compagney auftreten, belegt nicht nur deren musikalische Qualitäten, sondern auch die besondere konzeptionelle Intelligenz, die dieses Ensemble und Wolfgang Katschner antreibt, der zwar immer noch zur Laute greift, aber längst zum Dirigenten, Künstlerischen Leiter und Ideengenerator geworden ist.
Hier entstehen Programme und CDs, die Vertrautes und Unbekanntes mit dramaturgischem Sinn verbinden und außerdem mit einer Vitalität musiziert sind, die dem Begriff „Alte Musik“ spottet. Damit gelangen wir zum Kern, zu dem, was die lautten compagney von anderen Ensembles unterscheidet. Es pflegt seine Traditionen wie das Weihnachtsoratorium am zweiten Feiertag oder die Bach-Passionen am Karfreitag. Es spielt eine zutiefst berührende Marienvesper und hat mit Händel-Opern große Erfolge gefeiert.
Solche Repertoirewerke aber leuchten bei der lautten compagney in einem besonderen, gegenwärtigen Licht, weil das Ensemble in solchen Aufführungen auch von unzähligen künstlerischen Abenteuern jenseits dieser Gipfelwerke erzählt. Wolfgang Katschner ist nicht nur neugierig auf Musik, sondern auch auf neue Wege ihrer konzertanten Darstellung. Genial etwa die Idee, Musik von Tarquinio Merula und Philip Glass miteinander zu verweben – die CD „Timeless“ wurde für diese einzigartig und magisch zwischen Alt und Neu schwebenden Klänge mit dem ECHO ausgezeichnet. Mit dem AEQUINOX-Festival in Neuruppin hat die lautten compagney seit 2010 ihre individuelle Plattform für Experimente.
Die lautten compagney sucht mithin keine abstrakten Wahrheiten über die Vergangenheit und interessiert sich nicht für wettbewerbstaugliche Virtuosität – auch wenn sie ihr zu Gebote stünde. Sie macht Musik für die Hörer von heute. Wenn der leichthändige Slogan „historisch informiert, zeitgemäß interpretiert“ überhaupt auf ein Ensemble zutrifft, dann auf die lautten compagney.
Dass die historisch informierte Aufführungspraxis immer nur Annäherungen erlaubt an das, was einmal war, ist für die einen Anlass zur Frustration und zur umso verbissener betriebenen akademischen Philologie. Der lautten compagney eröffnet diese Unsicherheit vor allem kreative Freiräume, und das nicht nur in konzeptioneller, sondern auch interpretatorischer Hinsicht. Es gibt einen ganz bestimmten Griff in den Klang, oft auch einen ganz eigenen Humor, der den Aufführungen und Aufnahmen dieses Ensembles einen unverwechselbaren Ton gibt.
OPUS KLASSIK ist der neue Preis für klassische Musik in Deutschland. Er wird 2019 zum zweiten Mal im Rahmen einer feierlichen Preisverleihung am Sonntag, den 13. Oktober im Konzerthaus Berlin vergeben. Ausrichter des Preises, der herausragende Klassik-Künstler und -Tonträger auszeichnet, ist der Verein zur Förderung der Klassischen Musik e.V., in dem Label, Veranstalter, Verlage und Personen der Klassik-Welt vertreten sind. Der OPUS KLASSIK ist der Nachfolgepreis des Echo-Klassik und wie dieser ein Jury-Preis. Die Fachjury wählt die Preisträger und ausgezeichneten Aufnahmen unter einer Vielzahl von herausragenden Nominierungen in diversen Kategorien.
Die lautten compagney BERLIN erhält 2019 diesen Preis für ihr CD/Programm War & Peace// 1618:1918 gemeinsam mit der Sopranistin Dorothee Mields
als Orchester/Ensemble des Jahres.
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[accordion-item title=“Compagnia Marionettistica Carlo Colla e figli, Milano“]
Giovanbatti sta Colla, ein reicher Kaufmann Ende des 18. Jahrhunderts, hatte in seinem Palazzo ein Marionettentheater installieren lassen. Durch politische Wirren musste die Familie Anfang des 19. Jahrhunderts Mailand verlassen und das Marionettenspiel zu ihrem hauptsächlichen Broterwerb machen. Nach dem Tod Giovanbattistas 1861 gründeten die drei Söhne jeder eine eigene Marionetten-Compagnie; so auch Carlo Colla. Nachdem der älteste Sohn, Carlo II, die Compagnia 1889 vom Vater übernommen hatte, gastierten sie bald in ganz Italien. Am Teatro Gerolamo in Mailand, 1868 als reines Marionettentheater-Haus errichtet, gaben sie 1906 ihr Debüt und übernahmen es 1911. Neben dem Teatro alla Scala waren sie damit das einzige Theaterensemble mit eigenem Haus in Mailand. Nach der Stilllegung des teatro Gerolamo 1957 ruhte das Schaffen der Collas zunächst, 1965 wurde der Spielbetrieb wieder aufgenommen. Die Compagnia spielt seither im Atelier Carlo Colla & Figli und seit 2000 auch am Piccolo Teatro di Milano, dank der freundschaftlichen Zusammenarbeit mit seinem Leiter Sergio Escobar. Seit 1984 werden die Geschicke der Compagnia von der Associazione Grupporiani gelenkt, sie hat das Management für die Gruppe übernommen und produziert die Stücke, die die Compagnia zeigt. Carlo Colla & Figli spielen heute weltweit in Theatern und auf Festivals, so in Berlin, Paris, Moskau, Madrid, New York und Charleston. In Italien sind sie regelmässig zu Gast an der Piccola Scala Milano und beim Festival di Spoleto. Zu den wichtigsten Produktionen der letzten Jahre zählen Shakespeares «Macbeth» in Chicago, Joseph Haydns «Philemon und Baucis» (ausgezeichnet mit dem Premio Franco Abbiati) und nicht zuletzt Händels «Giustino», zusammen mit der lautten compagney BERLIN.
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https://youtu.be/eXz2y1sMHW4