Carmen geht fremd

Besetzung

Kammerorchester Arpeggione Hohenems
Robert Bokor – Dirigent
Marija Bokor – Klavier
Arthur Spirk – Bildprojektion

Programm

Robert Fuchs (1847 – 1927) – Erste Serenade D-dur op. 9 (1974)
Andante
Tempo di Menuetto
Allegro scherzando
Adagio con molto espressione
Finale: Allegro

Wolfgang Amadeus Mozart (1756 – 1791) – Klavierkonzert C-dur KV 415 (1783)
Allegro
Andante
Rondeau: Allegro – Adagio – Allegro

Rodion Schtschedrin (1932) – Carmen-Suite nach Georges Bizet (1967)
Einleitung: Andante assai
Tanz: Allegro
Erstes Zwischenspiel: Allegro moderato – Andante moderato
Wachtablösung: Moderato
Carmens Auftritt und Habanera: Allegro moderato – Quasi andante
Szene: Allegro moderato – Tempo precedente – Andante assai
Zweites Zwischenspiel: Larghetto
Bolero: Allegro vivo
Torero: Moderato con stoltezza
Torero und Carmen: Lento – Tempo I
Adagio: Andante moderato – Adagio
Prophezeihung: Andantino – Andante assai
Finale: Allegro – Tempo precedente – Andante assai

Biografien

Mehr Informationen

Die „Carmen-Suite“ für Streicher und 47 Schlaginstrumente entstand innerhalb von nur 20 Tagen. Allerdings war die Uraufführung ebenso unglücklich wie diejenige Bizets 92 Jahre zuvor. Und es waren nicht nur die erotischen Anspielungen, die den sozialistischen Kulturbonzen zuwider waren. „Ihre Carmen wird sterben!“, sagte die sowjetische Kulturministerin nach der Premiere im Bolschoj Theater.

Doch Plissezkaya hielt dagegen: „Carmen stirbt, wenn ich sterbe!“ Und behielt Recht. Maya Plissezkaya tanzte Schtschedrins „Carmen“ ungefähr 350 Mal. Das letzte Mal im Jahr 1990 im Alter von 65 Jahren. Die „Carmen-Suite“ ist das bekannteste Werk Rodion Schtschedrins. Laut Statistik wird sie jeden Tag irgendwo auf der Welt entweder live gespielt oder im Radio gesendet.

Echoraum Kirchner
Es ist ein waghalsiger Versuch, Bizets Musik zu „Carmen“ zu inszenieren, ohne dass Carmen vorkommt. Denn welcher Musikliebhaber kennt diese Oper nicht – und verbindet die Musik unweigerlich mit der Geschichte von José, Carmen und dem Stierkämpfer. Beim Anhören der wortlosen und rhythmisch geschärften Bearbeitung von Bizets Meisterwerk durch Rodion Schtschedrin kamen mir Bilder von Ernst Ludwig Kirchner (1880-1938) in den Sinn. Und ich nahm die Musik als Wünschelrute: Welche Bilder aus dem Werk von Kirchner würde sie anziehen?

Sie sind eingeladen, das Ergebnis, wo aus dem Stierkämpfer ein Zirkusreiter wird, selbst zu prüfen. Und es könnte sein, dass Sie überrascht sind, wie bereitwillig die Musik dabei mitspielt. Das ist sowieso eines ihrer Geheimnisse: Immer setzt sie auf die aktive Mitarbeit des Hörers. Nur weil diese immer wieder anders ausfällt, langweilt es Sie nicht, das gleiche Stück immer wieder zu hören. Und vielleicht gelingt es Ihnen, für einmal „Carmen“ ganz neu zu hören: ohne an Carmen zu denken.

Arthur Spirk
6. Januar 2016

Freitag 18.03.2016Aula Wetzikon19:30 Uhr
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