Aus der Heimat

Egidius Streiff, Violine
Werner Bärtschi, Klavier

Programm

Ludwig van Beethoven (1770 – 1827) – Sonate für Klavier und Violine D-dur op. 12/1 (1798)
Allegro con brio
Tema con Variazioni: Andante con moto
Rondo: Allegro

Galina Ustwolskaja (1919 – 2006) – Duett für Violine und Klavier (1964)

***

Franz Schubert (1797 – 1828) – Sonate für Klavier und Violine a-moll D 385 (1816)
Allegro moderato
Andante
Menuetto: Allegro
Allegro

Bedřich Smetana (1824 – 1884) – Aus der Heimat I (1880)
Moderato
Andantino – Allegro vivo

 

Berühmt ist Bedřich Smetana mit der sinfonischen Dichtung „Mein Vaterland“ geworden. Er besingt darin Mythen und Landschaften seiner tschechischen Heimat. In seinem kammermusikalischen Zyklus „Aus der Heimat“ sind die Stimmungsbilder intimer, wechselnd zwischen Melancholie, schlichten Volksweisen und fröhlichen Tanzmelodien.

Was bei Bach fantasievoll und in immer neuen Variationen umgesetzt wird, konzentriert sich bei Galina Iwanowna Ustwolskaja in einem einzigen Punkt. Ihr Gesamtwerk ist klein, sie schreibt wenige Noten mit höchster Ausdruckskraft und scharfen dynamischen Kontrasten. Als Mensch ist sie geprägt durch ihre sowjetische Heimat unter Stalin und der zunehmenden künstlerischen Isolation. Ihr Duett packt unmittelbar, musikalisch unnachgiebig, aber mit tiefer Beseeltheit.

Schubert fühlte sich nicht wohl in Metternichs Polizeistaat nach dem Wiener Kongress. Er konnte sich zeitlebens kein existenzsicherndes Leben aufbauen. Zuhause fühlte er sich jedoch im Kreise seiner Freunde und in seinen Kompositionen. Mit unglaublicher Produktivität beschrieb er musikalisch die Themen Sehnsucht, Einsamkeit und immer wieder die Wanderschaft.

Wie klingt Heimat? Heimat klingt immer wieder anders!
Ursula Koelner

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[accordion-item title=“Egidius Streiff, Violine“]

Egidius Streiff hat sich seit seinem Studium (Schneeberger, Takeno, Oprean, Kurtag) als versatiler Violinist, aber vor allem als unwiderstehlicher Musiker profiliert. Dabei nimmt er auch international kulturpolitische Funktionen wahr: In der Mongolei gründet er die Chuluun Stiftung, die seither für ihren kulturellen Einsatz von der DEZA mit einer langjährigen Unterstützung gewürdigt wurde. Pionierarbeit leistete er auch mit seinem innerkoreanischen Begegnungsprojekt parallel worlds unter dem Schutz der Schweizer Aussenministerin Micheline Calmy-Rey: Unvergesslich bleibt die Aufführung von Schoecks Violinkonzert mit dem YII-Orchester Pyöngyang in 2005, und das daraus resultierende Projekt pyongyangklang.ch von November 2008 gilt als Meilenstein der kulturellen Zusammenarbeit mit Nordkorea.

Er leitet an den Musikschulen Basel und Riehen eine Violinenklasse und ist Co-Leiter des ensemble improcontra und seit August 2016 Mitglied des Leitungsteams des Streichensembles Molto Crescendo. Zum 35jährigen Jubiläum der Musikschule Riehen hatte er die musikalische Leitung des instrumentalen und vokalen Bühnenwerks Der Sardellenkönig träumt der koreanischen Komponistin Junghae Lee im Zusammenarbeit mit dem Figurentheater Vagabu und dem Figurentheaterfestival Basel.

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[accordion-item title=“Werner Bärtschi, Klavier“]

Werner Bärtschi hört nicht auf, immer wieder nach Eigenart und Ästhetik jedes einzelnen Werks zu fragen. Gerade deshalb werden seine Interpretationen als besonders spontan, kommunikativ und spannungsvoll erlebt.

Der 1950 in Zürich geborene Musiker spielt Werke von der Spätrenaissance bis in die Gegenwart. Er hat bedeutende Uraufführungen (unter anderem von Cage, Klaus Huber, Killmayer, Riley, Schnebel und Vogel) gespielt. Schwerpunkte seines Repertoires liegen bei Bach, Mozart, Beethoven, Chopin und Liszt, doch engagiert er sich auch für Aussenseiter wie Carl Philipp Emanuel Bach, Carl Nielsen, Erik Satie, Charles Ives und Giacinto Scelsi. Konzerte auf allen Kontinenten, an Festivals wie Gstaad, Lucerne, Zürich, La Roque d‘Anthéron, Antalya und Salzburg, Rundfunkaufnahmen, Fernseh- und Kinofilmauftritte sowie zahlreiche CDs (mit einem „Grand Prix du disque“ der Académie de disque française) zeugen von seiner erfolgreichen pianistischen Aktivität. 1980 gründete er in Zürich die Konzertreihe «Rezital» und ist künstlerischer Leiter des Musikkollegiums Zürcher Oberland und der Schaffhauser Meisterkonzerte. Er hat immer wieder ausgewählte Studenten unterrichtet und ist Initiator und Leiter der Schaffhauser Meisterkurse.

Bärtschi schrieb mehr als vierzig Kompositionen verschiedenster Gattungen. Nach frühen Einflüssen von Cage und Schnebel, später von Scelsi und Wilhelm Killmayer befreite er sich in sehr persönlichen Experimenten aus den Traditionen der Avantgarde und liess zunehmend seine Erfahrungen als Interpret alter und neuer Musik einfliessen. Seine unmittelbar fassliche Musik klingt ganz eigenständig und erinnert kaum an die gewohnte Sprache zeitgenössischer Musik. Werner Bärtschi schöpft seine kreativen Interpretationen nicht zuletzt auch aus seinem kompositorischen Verständnis für Musik. Wer so wie er den Meistern der Vergangenheit als Kollege über die Schulter blicken kann, sieht tiefer in die reiche Vielschichtigkeit ihrer Werke hinein. Und Bärtschis Talent zur Kommunikation befähigt ihn, diese Einsichten überzeugend umzusetzen. Die Musik vergangener Epochen erklingt unter seinen Händen wie neu. ‚Da sind Kopf, Herz und Hand auf künstlerischer Hochebene aufs Glücklichste beisammen‘, urteilt die Presse.

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